Trainerfortbildung Hufe und Zähne Pferd mit Dr. Michael Salzgeber und Dr. Michael Zanger

 

17.-18.11.2018 Obersinn

 

Spannende Trainerfortbildung aufgeteilt in einen Tag Pferdezahnkunde (IGFP) und einen Tag Hufschule (LTZ).

 

Die Seminartage begannen immer mit der Theorie am Vormittag und den praktischen Übungen am Nachmittag.

 

1. Zanhheilkunde
Da das Pferd keine harten Gräser wie in der ursprünglichen Natur mehr vorfindet, sondern weiches Gras, Müslis, Obst, Früchte ... auf seinem "modernen" Speiseplan stehen, findet so gut wie kein natürlicher Abrieb der Zähne meht statt. Dazu kommt der Trend der Züchtung zu immer feineren Pferdeköpfen mit der Folge der Verkleinerung des Schädels. Der Kiefer und die Zähne gehen diese Veränderung aber nicht mit, so dass das Pferd immer weniger Platz im Maul hat.

Zahnveränderungen am Pferd haben große Auswirkungen auf die Rittigkeit und führen zu Schmerzen und Traumata.

Insbesondere die Schneidezähne haben großen Einfluss auf Balance und Gleichgewicht, da das Pferd immer versucht Ober- und Unterkiefer waagerecht zu positionieren. Gibt es hier Schiefen, so wird das Pferd immer versuchen über ein Verkippen des Kopfes diese Schiefe wieder zu beheben. So ist gerade die Bearbeitung der Schneidezähne in der Zahnheilkunde von großer Bedeutung für den Reiter. Dabei ist zu beachten, dass die Schneidezahnbehandlung nicht jeder Pferdezahnarzt beherrscht.

Aber auch scharfe Kanten, Haken, fehlende Zähne und Wellen behindern das Pferd sehr in seiner Kautätigkeit, Losgelassenheit und Biomechanik. Verkrampfungen im Kiefer führen zu Blockaden und Schmerzen, ein schlechter Mahleffekt führt zu unvollständiger Futteraufnahme. Gerade Seitenunterschiede führen zu ungleichmäßiger Futterverwertung. Wolfszähne sollten unbedingt entfernt werden (es gibt auch Wolfszähne unter der Schleimhaut, so genannte blinde Wolfszähne), denn diese Verursachen in Verbindung mit dem Gebiss einen starken Druckschmerz beim Pferd. Auch Hengstzähne sollten nicht zu lang sein, sie können die Zunge verletzen.

In der praktischen Einheit bekamen wir einen Einblick darin, wie man Haken und scharfe Kanten von Außen erfühlen kann, die Kieferbeweglichkeit testet, die Schneidezähne beurteilt und die Fläche auf eventuell verborgene Wolfszähne abfühlt. Auch Schmerzempfindlichkeitspunkte am Pferd die einen Hinweis auf eine Zahnproblematik geben können wurden besprochen. Zum Abschluss folgte eine Zahnbehandlung am Pferd durch Dr. Michael Salzgeber.

2. Hufbearbeitung

Am nächsten Seminartag stand das Thema Huf auf dem Programm. Der Huf sollte immer in der ganzen Anatomie des Pferdes als Gesamtheit beurteilt werden.

Auch bei diesem Thema macht sich die Domestizierung negativ bemerkbar. Dem Pferd fehlen die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten, um so seinen Huf gleichmäßig ablaufen zu können. So arbeitet die Hufbearbeitung immer einer Verschlechterung entgegen.

 

Muskuläre Dysbalancen wirken sich immer direkt auf den Huf aus, aber auch Dysbalancen im Huf wirken sich auf den gesamten Bewegungsmechanismus des Pferdes aus.

 

Da jedes Pferd individuell ist, gibt es keinen perfekten Huf, genauso wie es keinen perfekten Körperbau gibt. Dennoch sollte man das Optimum im Auge behalten, gerade in der Beschlagstechnik.

 

Die Beurteilung eines gut gestellten Hufes wurde in Skizzen besprochen. Hiewurde die Eindrittel-/ Zweidrittel Methode besprochen und in der Praxis angewendet.

Im Anschluss daran wurden die Hufbearbeitungstheorien besprochen und der Weg zur Hufbearbeitung über einen Beurteilungsbogen erstellt.

Unterschiedliche Beschlagsmethoden wurden zum Abschluss der Theorie Einheit dann noch besprochen.

 

In der praktischen Einheit haben wir dann eine Hufbeurteilung vorgenommen anhand der Zehenachsentheorie, der Fesselachsentheorie, der Kronrandtheorie, der Sohle-Strahl-Ebene und der Fußungstheorie in der Gangbildanalyse. Im Beurteilungsbogen wurde notiert auf welcher Seite sich die jeweils flachere Wand befand (weniger beanspruchte Seite entweder Außen oder Innen). Daraus ergab sich ein Verhältnis von Außen zu Innen, das dann die Orientierung für den Hufbearbeiter gibt, wo Horn weggenommen werden sollte. Ein erfahrener Hufbearbeiter kann aufgrund der Anatomie und der Analyse des Pferdes dann zusätzlich abwägen in welche Form der Huf bearbeitet werden sollte.

 

Beim Thema Beschlag wird das gute, klassische Stahleisen so langsam von den moderneren Varianten verdrängt. Duplo Eisen bieten viele Vorteile und werden in vielfältigen Variationen angeboten, Hufbeschläge zum Kleben sind auch auf dem Vormarsch. Das Aluminium Eisen bietet gerade durch seine Leichtigkeit im Bereich des orthopädischen Beschlags klare Vorteile gegenüber dem schweren Stahleisen. Je nach Befund sollte man also mittlerweile bei einem guten Huschmied aus verschiedenen Beschlagsvarianten wählen können.

 

Es waren zwei extrem lehrreiche Thementage mit hervorragenden Dozenten und tollen Trainerkollegen und -kolleginnen.

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© Vivienne Finke